Flusslandschaft

Beim Aufwachen streiften schnell wechselnde Szenen an mir vorbei. Es waren Erinnerungsbilder, beispielsweise die Strommasten am Elbufer, wie sie in der Fotografie auftauchen, die mich schon ein paar Wochen beschäftigt. Das Motiv findet sich auf ganzen Serien von Zeichnungen und Aquarellen aus dem Anfang der Achtzigerjahre.

Der Fluss führte öfter unbändiges Hochwasser, das aus seinem naturbelassenen Bett in die Auen und Wiesen floss. Die Masten, die dort standen, waren in haushohe Betonsockel eingegossen. Manche von ihnen standen ohne die Stahlskelette der alten Trassen funktionslos in der Landschaft.

Das Erlebnis dieses Landstriches, war Anlass, mich von den romantischen Naturdarstellungen zu entfernen. Dennoch arbeitete ich viel im Freien vor der Landschaft.

Gestern zeichnete ich die große querformatige Raster-Flusslandschaft fertig, für die ich zwei volle Nachmittage benötigte. Im Nachdenken über die Verwendung des Motivs für die große Malerei, stellte ich mir vor, dass die feineren Rasterpunkte sich mit den groben meines Kinderportraits überlagern und ineinander spielen.

Manchmal, wenn mir die Einzelheiten der Fotografie vor Augen sind, kommt mir der Text „Bildbeschreibung“ von Heiner Müller in den Sinn. Die winzige Fotografie wird Anlass, über viele verschiedene Szenarien nachzudenken, die vor diesem Hintergrund abgelaufen sein könnten. Die eigene Biografie wird in vielen Teilen mit diesem Bild verbunden.