Die Ruhe am Sonntagmorgen, kein Wind mehr, ein paar S-Bahnen auf dem zweigleisigen Damm unter den filigranen Oberleitungen, mit ihrem abstrakten Linienpotential. Überschwänglich überziehen meine Kletterpflanzen das Trockengesträuch im Gärtchen, bis in seine Spitzen hinauf, mit blauen Blütentrichtern.
Nachdem sich die Flugzeuge im gestrigen Anflug auf die Landebahnen unruhig bewegten, gleiten sie heute wieder gleichmäßig von Osten heran, wie ein ruhiger Fischwanderungszug.
Obwohl ich den ganzen Tag im Atelier war, habe ich nicht gezeichnet. Eher beobachtete ich die Linien und die sich im Licht verändernden Strukturen der Produktion der vergangenen Woche. Manchmal ist es gut, unaufhörlich zu produzieren, manchmal ist es gut, innezuhalten. Es könnte immer so weitergehen, Linien zeichnen und ihre „Haltbarkeit“ überprüfen, daraus Rückschlüsse ziehen und weiter zeichnen.
Die Gärten habe ich etwas gepflegt, Brombeeren herausgerissen, Essigbaumtriebe, die überall aus der Erde treten, abgeknickt. Die Wiese müsste nun einmal gemäht werden. Dafür brauche ich eine scharfe Sense.