Schale Achtziger

Von der etwa 300 Meter entfernten Baustelle schallen Klopfgeräusche herüber, Flugzeuge starten übers Atelier, Kletterpflanzen winden sich mittlerweile ins Leere, ein Glas Wasser steht auf dem Tisch, Sonne wärmt und Insekten tummeln sich auf den gelben Blüten der Rucolabüsche.

Ich kann ein Buch über die Malerei der Achtzigerjahre in Deutschland nicht finden. Es hieß „Hunger nach Bildern“. Das ist ein etwas irreführender Titel, meine ich mittlerweile. Im Städel sahen wir gestern eine Ausstellung mit Werken aus dieser Zeit. Wenige erreichten mich, viele ließen mich kalt. Schon heute muss ich mich um Erinnerung bemühen. Manche malerische Gesten wirken heute mit ihrem banalen Sendungsbewusstsein etwas lächerlich. Das Revolutionäre war schnell abgenutzt und schien eher aufgewärmt.

Die Zusammenkunft der Tevesgemeinschaft war eine angenehme Sache. Vor den Fenstern regnete es beruhigend, und wir gerieten manchmal in ein etwas schwärmerisches Brainstorming über Glaskuben, mit denen wir die verrottende Bausubstanz umgeben wollen, Schicht für Schicht entstehen dann Ablagerungen durch Laub, Müll und Schimmel. Ich finde, dass solche etwas abgehobenen und freien Ideen aufhebenswert sind, denn das Gelände hat, wenn es nach dem Willen des Planungsamtes geht, noch eine lange Zukunft vor sich.