Es ist, als laufe jetzt am Morgen der Raum des Ateliers von Licht über. Nach einer kalten Nacht, wieder so ein sonniger Morgen.
Keith hat eine neue Platte gemacht. Das hörte ich am Frühstückstisch. Den Zyklus „Der Rock`n`Roll höhlt einen Jungpionier aus“, vielleicht der Anfang der Biografiearbeit, widmete ich ihm 1995 und erinnere unser Treffen aus diesem Anlass.
Die Verbindung zwischen dem naiven Kinderdasein und der Zeit des Zweifels, bildet die Musik. Eitle und überlange Gitarrensoli, Trommelklang im Herzrhythmus, die Bässe im Bauch und der wüste, röhrende, poetische Gesang waren die Begleitung dieses Übergangs. Und natürlich löste das den Wunsch aus, dort hin zu gehen, in den Westen und dazu zu gehören. Später weiter im Westen, in Brasilien, sollte der Trommelklang noch eine andere Dimension erreichen, noch tiefer in den Körper dringen, Schlaf und Hunger überdeckend. Es gibt Zeichnungen, die ich in Salvador auf der Straße gemacht habe, die im Geiste immer verbunden waren mit der dortigen Landlosenbewegung und ihren Quilombos im Hinterland.
Und nun interessiert mich die Spannung der Sambablocks der Straßenkinder in Salvador und deren Überlebenskraftfeld.
Unter den Überflügen, hinter dem Baustellengrummeln und den Güterzügen herrscht eine unwirkliche Montagsstille, hier auf der Inselabgeschiedenheit mitten in der Stadt.