Super 8 | Wachsfiguren

Immer noch spielen die Tagebucheintragungen, die ich vor einem Jahr gemacht habe eine Rolle beim aktuellen Schreiben. In deutlicherer Erinnerung entstehen dadurch aber auch die Arbeiten zum Biografiethema. Während der Kunstschule zeichnete ich drei Pionierportraits auf die vorbereiteten Blätter. Immer deutlicher wird, dass die Methode, mich intensiv mit den einzelnen Portraits zu befassen, greift und mich weiter bringt. Legt man die Blätter übereinander, vervollständigen sich die Rasterabbildungen.

Joana hat nun ihr Wachsobjekt, an dem sie monatelang gearbeitet hat, beendet. Wie wäre es nun als nächstes mit gegossenen Wachsfiguren?

In meinem Ansatz der Biografiearbeit bin ich gestern von dem polnischen Künstler Janek Turkowski aus Szczecin bestärkt worden. Im Jahr 2005 entdeckte er auf einem Flohmarkt in Wolgast mehrere Rollen Super 8 Filmmaterial mit einem entsprechenden Projektor. Auf den flackernden Bildern war immer wieder dieselbe Frau zu sehen, nach der er dann zu forschen begann. Er fand sie hundertjährig in einem Altenheim auf der Insel Usedom und stellte ihr angesichts des Materials, das er ihr vorspielte die Fragen, die sich ihm, während der häufigen Sichtung und Bearbeitung der Filme, stellten. Das hartnäckige aber behutsame Vorgehen, der vorsichtige Umgang mit dem privaten Dokumentarmaterial, berührte mich stark. Und richtigerweise fand die Performance im Rahmen einer Privatwohnung statt. Die Parallelität, zu meinem Vorhaben, die aktuellen zarten Blätter in dem neu einzurichtenden Zimmer in der Frankenallee zu zeigen, verblüffte mich.

Danach hörten wir von den Anschlägen in Paris.