Zurückgezogen im Atelier, komme ich wieder zu mir. Die vertrauten Stadtgeräusche verschaffen Sicherheit und Gelassenheit. Von dem alten Weinlager im Keller der Frankenalleewohnung habe ich nun den letzten Schluck der vorletzten Flasche im Glas. Es ist ein Rotwein aus dem Jahr 1992, der immer noch ganz passabel schmeckt. Die Qualitäten waren durchaus unterschiedlich, aber alle trinkbar. Die letzte Flasche ist immerhin 30 Jahre alt.
Ich las gerade, was ich vor einem Jahr aufgeschrieben hatte. Die Atmosphäre war aufgeregter, einsamer und gleichzeitig ruhiger. Wie das geht? Die Stille der Einsamkeit kann auch aufgeregte Phasen in sich einschließen. Ich erinnere mich nun an das große Stadtgeläut, an die milden Temperaturen, wie jetzt und an das Winterblühen bestimmter Bäume.
Intensiv strapazierte ich gestern das Papier unter meinen Buchmalereien. Es wird, wenn es getrocknet ist dadurch steifer und scheinbar kräftiger, mit einer höheren Stabilität. Wild kreiste ich mit den Aquarellstiften in der feuchten Oberfläche unter ihnen, wischte sie immer wieder zusammen, um dann wieder zu kreisen.
Morgen, montags, wird mir die Arbeit wieder gut tun. Ich freue mich schon auf die Zeit nach den Feiertagen im neuen Jahr. Alles läuft derzeit etwas geordneter und gelassener ab.