Das Verschwinden meiner Arbeit, die mit der Endlichkeit meines Daseins zutun hat, zog ich bislang noch nicht gründlich in Betracht. Spätestens jetzt aber, da ich dort angelangt bin, wo sich mein Portrait, zunächst im fragmentierten Doppelportrait auflöst und dann durch die Zerstückelung der übrigen Rasterpunkte gänzlich verschwinden wird, also jede Erinnerung ausgelöscht zu sein scheint, hätte ich die Chance, diesem Gedanken gründlich zu folgen.
Zehn Prozent der Produktion gehören nach Expertenmeinung zum Kernwerk eines Künstlers. Dieser brutale Satz wurde gestern, während einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie über Künstlernachlässe, von einer Mitarbeiterin des Frankfurter Kulturamtes gesagt. Alles andere sei nicht aufhebenswert.
Der Sprung von meinen frühen Prägungen, die zum Überleben notwendig waren, bis hin zum Ablegen, Aufgeben oder Vergessen dieser Verhaltensregeln, weil sie am Ende nicht mehr notwendig sind, kann innerhalb der Biografiearbeit in eine andere Dimension führen. Vielleicht ist sie es, die sich hinter der Auflösung der Portraits verbirgt. Gelernte Übereinkünfte werden mir als überwindbar gewahr. Die Abwesenheit meiner Erinnerung an sie, setzt das langsame Verschwinden in Gang.
Neuronale Plastizität ist ein Ausdruck, den Natalie, angesichts Joanas Skulptur, die ich gestern ausgedruckte, gefunden hat.