Erinnerungsformen

Die Bezeichnungen meiner Techniken spielt zusammen mit den Titeln der Arbeiten eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Produktion. Zunächst kann ich die Frage danach aufwerfen, warum ich beispielsweise von Buchmalereien spreche. Will ich mir da eine Tradition geben, fühle ich mich in ihr aufgehoben oder benötige ich ein Zugehörigkeitsgefühl? Miniaturen – da wird es schon komplexer. Was ist mit dieser Form der Bescheidenheit? Oder geht es eher um Effizienz. Kann ich in den kleinen Formaten mehr und schneller ausprobieren? Was ist mit dem Anspruch der digitalen Vergrößerbarkeit? Da fällt die Bescheidenheit plötzlich weg.

Aber Bezeichnungen erweitern den Bedeutungsrahmen der Arbeit, kommentieren sie oder beschreiben auch Arbeitsvorgänge. „Überlagerungssequenz“ beschreibt einen Vorgang. Kommt dann noch der Begriff Totenbuch hinzu, verweist das wieder auf die Tradition, die zumindest eine formale Voraussetzung bietet.

Während der Arbeit im Museum fiel mir die Konzeption des Siegerentwurfes des Architekturpreises 2015 auf. Bei der Rekonstruktion des Meisterhauses von Moholy-Nagy spielten verschiedenen Erinnerungsweisen eine sinngebende Rolle. So ist das Innenleben eine genaue Kopie des zerstörten Hauses. Man erinnert Gänge eines Hauses, in dem man lange gelebt hat, genau. Seine äußere Hülle aber hat man nicht begangen, sie wird verwischter oder grober erinnert. Somit haben die Architekten die Außenhülle stilisiert. In diesem Zusammenhang ist als eine Voraussetzung ein Buch von Aleida Assmann zum Thema Erinnerung angegeben und auch in der Ausstellung verfügbar. Ich las darin und wusste sofort, dass das eine Rolle beim Biografiehaus spielen wird.