Die Zerstörung von Erinnerung setzte häufig nach Umwälzungen ein. Revolutionen, wechselnde Herrscherfamilien und neue Kultureinflüsse tilgten Sprachen, zerstörten Tempel und bauten auf diesen Fundamenten andere Gotteshäuser. Sammlungen und Bibliotheken wurden verbrannt, Bräuche verboten…
Nun stellt sich aber die Frage, ob die erzwungene Abwesenheit von Erinnerungsmedien, die memorierten Fakten oder Mythen ganz verschwinden lassen kann. Ist es nicht eher so, dass zunächst die sichtbare Lücke erst recht auf das Fehlende verweist? Ersteht nicht irgendwann, wenn ein Mythos gebraucht wird, eine Begebenheit wieder im Bewusstsein einer Gruppe, die lange als verschollen galt?
Auf dem Boden des Ateliers fand ich gestern beim Gitarrespielen eine große, schwarze, tote Hummel. Ich setzte sie im Regal auf eine nabatäische Scherbe, die vor der Fotografie der Pioniergruppe liegt, mit deren Portraits ich eine Weile gearbeitet habe. Dieses Ensemble fotografierte ich dann. All das zielt auf spezielle zukünftige Erinnerung, auf mein Totenbuch.
Heute kommen die Kunstschüler schon früher. Wir haben per WhatsApp diskutiert, was wir heute kochen wollen. Ich beginne gleich, wenn ich eingekauft habe, mit einem vegetarischen Curry mit Nudeln.