Zehn Meter Leinwand werden morgen an mich abgeschickt. Mit einer Breite von 3.20 m kann ich den großen Rahmen nun gut zweimal bespannen.
Vor mir auf dem Tisch liegen die Zeichnungen vom Januar bis März, mit denen ich die Totenbücher entwickelt habe. Vieles von dem Entwicklungsmaterial befindet sich auch auf Rolle 6. Ich bin nun auf den Anschluss gespannt. Mit der Lust auf die Fortführung der Arbeit erinnere ich mich an ein Gespräch mit C. Wolf, die davon sprach wie viel Freude ihr die Entwicklung von Figurencharakteren macht. Mir scheint, dass ich mit den Totenbüchern das Gegenteil mache. Ich reduziere Figurenportraits bis zur Unkenntlichkeit und lasse sie dann verschwinden, oder in einer neuen Form als Schriftinkarnation wieder ganz anders erscheinen.
Über Abwesenheit las ich kürzlich in einem Interview mit Hürlimann, in den Texten von A. Assmann und in denen über die Tanzformen von Bill Forsythe. Alle reflektieren Erinnerungsräume auf ihre Art.
In den letzten drei Malereien des Buches, dass ich vorgestern abgeschlossen, d.h. voll geschrieben und –gemalt habe, traten die drei Figuren auf, von denen ich gestern schon berichtet hatte. Sieben Jahre habe ich menschliche Figuren aus dem täglichen Arbeitstagebuch verbannt und bin zu vollständig abstrakten Buchmalereien übergegangen. Wie kommt es zu dieser erneuten Begegnung? Wie ist es mit der Präsenz der ausgelöschten und vergessenen Figuren bestellt?