Noch fließt die Tinte tiefschwarz aus der Feder meines Füllers. Gerade habe ich aber eine Patrone mit verdünnter Tinte eingesetzt, damit die zarten Farben der Zeichnung auf der Vorseite nicht so sehr durch die durchscheinende Schrift beeinträchtigt werden.
Die nächsten Totenbuchzeichen, etwa 140 Scherbenumrisse, habe ich auf eine hochformatige Rolle übertragen. Nun entstand eine „abstrakte Bilderschrift“ (schöner Begriff). Die ist Projektionsfläche und Voraussetzung für das, was nun an Verwandlungen, Inkarnationen und Wiedergeburten auf den nächsten Formaten passieren wird.
Zunächst werde ich mit der bewährten Überlagerungstechnik beginnen, mit der auf Rolle 6 innerhalb der Umrisse neue Strukturen entstehen sollen, die sich aus Fragmenten der anderen Umrisse ergeben. Daneben werden die weiteren Splitter der nächsten drei Doppelportraitteile in Zeilen geordnet. Um mich in den vielen spiegelnden Scherben nicht zu verirren, will ich zwischendrin einen Schritt zurücktreten und überprüfen, ob das nicht in eine Sackgasse führt.
Das neue hochformatige Rollbild, mit den in Zeilen geordneten Scherbenumrissen wirkt wie eine Befreiung. Ein ruhiger, geordneter Fluss der Zeichen aus meinem Willen. Erst nach einer Wartezeit trat die Reinheit dieser Zeilen am Morgen langsam in mein Bewusstsein. Wie haltbar diese Empfindung sein wird, hat Auswirkungen auf die weitere Arbeit.