Die neue systematische Qualität der derzeitigen Buchmalereien ist ausbaubar. Mit diesem Herangehen fühle ich mich nun wohler als zuvor. Wenn ich nun Ausschnitte der Farbauffächerungen in der täglichen Collage nebeneinander stelle, dann stelle ich mir Frage nach meinen Bezügen zu diesen Verwischungen, die immer mit denselben Farben, senkrecht in unterschiedlichen Reihenfolgen gemacht werden. Die Farbveränderungen sind auf die unterschiedlichen Gewichtungen zurückzuführen. Nach meinen Beobachtungen haben die Farben, die als letzte in der Reihe von senkrechten Linien gezeichnet werden, den größte Einfluss auf das Gesamtbild, wenn ich in diese Richtung wische, wo sie als letzte stehen. Natürlich kommt es auch auf die Intensität des Farbauftrages, auf den Druck des Handballens und die Wassermenge an, die ich zuvor über die erste Linie male.
Heute habe ich das 121. Buch beendet. Bei dieser Gelegenheit schlug ich mal das erste Buch aus dem Jahr 1978 auf, in dem ich begonnen hatte, über meine Arbeit an den Holzschnitten zur „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz Buch zu führen. Dieses Fenster in die Anfänge meiner künstlerischen Arbeit fördert die Gefühle zutage, die mich in dieser Zeit beherrschten. Und das geschah in keiner leichten Atmosphäre, sondern unter lastendem Druck. Die Einengung wird körperlich wieder spürbar. Dabei denke ich an Vinzenz, der in dem Alter ist, in dem ich damals war und nun seine letzten Tage als Meisterschüler bei Ai Weiwei hat. Er erlebt das Gegenteil, nämlich alle Freiheit. Auch da ist es schwer, seinen Weg zu finden.
Mich zieht es nun wieder zu meinen zerscherbten Doppelportraits und zu den Erinnerungen, die sie für mich bereithalten.