Gegenständlichkeit

Olivgrün, Indigo und Sepia sind die Farben, in denen gestern die Buchmalereien entstanden sind. Wandelgänge verwischter Figurengruppen.

Dass die abstrakten Verwischungen plötzlich Figuren in sich tragen, verdanke ich einem gegenständlichen Impuls gestern bei Kayo im Rebstockimbiss. Wie ich schon am 28.08. notierte, interessieren mich dort die Benutzungsspuren an den Wänden. Auch sie tragen Figuren in sich. Manchmal saß ich eine Weile vor ihnen und sah die ganzen Gesichter und Personen, die sich dort verstecken. Gestern nahm ich mir einen Pinsel mit einer Tuschepatrone und zeichnete spontan auf die Wand, was ich sah. Sichtbar wurden Köpfe, Figuren und Vögel im Sturzflug, mondäne Frauen und traurige Männer, gewalttätige Gesichter und böse Schwiegermütter. Danach stellte ich mir vor, wie sich im gezeichneten Zigarettenrauch immer mehr Figuren entwickeln, wie sie durcheinander wuseln und immer neu überlagernd erscheinen, wie bei den Animationen von Kentridge.

Zuvor schweißte ich vergebens an der nächsten Gitterstruktur. Die vorgefertigten Teile, waren in falschen Winkeln zusammengefügt. Ich muss noch mal von vorne beginnen und ein paar gleichseitige Dreiecke vorfertigen, um sie dann zunächst mit Bindedraht provisorisch zu der Figur zusammenzusetzen, die wir entworfen hatten.

Außerdem formte ich ein Relief ab, das nun in der Morgensonne trocknet. Die Beschäftigung mit den Möglichkeiten der Befestigung der Reliefdreiecke in den Dreiecksgittern bringt mich langsam dahin, das wieder mit den Klammern zu machen, mit denen ich schon so viele Objekte zusammengefügt habe.