Die Zeit geht schnell. Und schnell nähere ich mich wieder dem figürlichen Arbeiten. In der Kaschemme von Kayo lasse ich diese Lust raus. Die dreckige, abgeranzte Wand mit Spuren von jahrzehntelanger Nikotinablagerung, Bohrmaschinen, Möbeln und halbherzigen Anstrichversuchen, ist genau das Richtige für mich. Im Rücken habe ich, neben viel Wohlwollen, auch zweifelhafte Kommentare der Trinker und die Stummheit der Automatenspieler. Vielleicht spüren sie, dass die Zeichnungen nichts mit der Enge zutun haben, die in manchen Gesprächen eingeschnürt ist. Während des Zeichnens entsteht eine Erzählfreude, wie ich sie lange nicht mehr erlebte. Diese Arbeit ist wie ein Ventil. Die verschiedensten Figuren treten auf: ein buddhistischer Mönch, ein Katzengeneral und Anke Engelke. Auf einer Klippe steht ein eleganter Herr mit einer großen Nase und schaut einer Meeresschwimmerin nach. Artistisch serviert eine Kellnerin auf einem Tablett ein schmales hohes Glas. Die Zeichnungen stützen sich auf eine Arbeitsweise, wie ich sie bis zum Ende des Jahres 2010 gepflegt habe. Dann lösten sich die Figuren auf, für viele Jahre.
Ich bekam eine Geschichte zugeschickt, die von meinem Wanderungsspurenprojekt inspiriert ist. Und nun soll ich mir überlegen, ob ich Illustrationen dafür mache. Eigentlich bin ich da genau der Falsche. Aber wenn die Figuren, die derzeit entstehen, die Geschichte erweitern können, dann ginge es.
Wieder steht ein Relief in der Morgensonne, das ich gestern ausgeformt habe. Es könnte sein, dass es heute noch trocknet, und ich gleich ein weiteres produzieren kann. Zwanzig werden benötigt und fünf Rohlinge sind schon vorhanden.