Draußen, im heißen Morgenlicht trocknet das achte Exemplar des ersten Umarmungsornamentes in seiner Form. Die Hälfte der zwanzig benötigten Reliefs sollte in dieser Woche fertig werden. Das ist eher eine Pflichtübung zur Vervollständigung der Verwirklichung der konzeptionellen Vorgabe.
Nachdem ich das Rolltor hochgezogen und die Stahltür, die nach Westen hinaus führt, geöffnet habe, sinkt die Temperatur des lichtgefluteten Raumes auf 24 °. Am Nachmittag dann, verflüssigen sich die Gedanken und der Orientierungssinn schwindet. Gläser werden umfallen, Möbel angerempelt und Zeichnungen werden verwackeln. Die Umrisse der Splitter des Scherbengerichtes verschwimmen zwischen den Tuschsee und dem Schelllackmeer. Die drei Scherben von gestern liegen in ihrer „Nährflüssigkeit“ auf dem Zeichentisch, der nun auch von der Sonne erreicht wurde. Sie sind mit Titeln und Datum versehen, nummeriert und signiert. Jetzt kommen sie in die „Wartekiste“.
Ganz anders als ein Pflichtprogramm, erweist sich das abendliche Zeichnen bei Kayo in der Kaschemme. Neben einer Giraffe zeichnete ich gestern noch weitere 14 andere Figuren und Gesichter. Ich will nach wie vor kein Bildprogramm, will zeichnen, was mir gerade in den Kopf kommt. Mir fallen Bäume voller Vögel ein, die sich in Schwärmen in den Himmel auflösen. Ich denke an bemalte Masken, die ich zwischen die Gesichter montiere und muss aufpassen, dass ich die Aktion vor lauter Freude nicht übertreibe. Es macht ja Spaß, zwischen den vielen Leuten die Wände voll zu zeichnen…