Die Wand der Kaschemme

Nun wechselte ich die Farbpalette für die Buchmalereien. Gestern, wie auch heute, kam ich mit ihr noch nicht zurecht. Zu groß ist der Sprung von der vorhergehenden gedeckten Farbigkeit in diese lauten Töne.

Den Vormittag beendete ich in Kayos Kaschemme. Dort zeichnete ich die Bäume mit dem Vogelschwarm auf die Wand. Zwischen den Baumstämmen erstreckt sich nun eine weite Landschaft, über deren Horizont sich ferne dunkle Bergspitzen erheben. Sie treffen mit den, von den unteren Ästen nach unten zeigenden Schnabelspitzen zusammen.

Nachmittags formte ich das neunte Relief aus, das sicherlich am Nachmittag schon soweit getrocknet ist, dass es Platz für Nummer Zehn macht.

Am Abend zeichnete ich wieder an Kayos Wand. Manchmal schaue ich dort in etwa zehn Jahre alte Tagebuchtzeichnungen, um vielleicht Ideen von dort herauszutransportieren. Aber ich merke, dass die Wand eine andere Dynamik hat. Sie ist vielmehr mit der dortigen Atmosphäre verbunden. Die Tagebuchzeichnungen kämen mir da eher fremd vor. Vielleicht aber wird es sich ergeben, dass diese vielen Figuren in ein Geflecht geraten, das den Strukturen meiner älteren Zeichnungen ähnelt. Dann nehme ich die Besatzung der Kaschemme mit auf diese Reise. Von außen schaut man nun in der Nacht von der Mainzer Landstraße aus auf diese beleuchtete Menagerie. Sie besteht aus mondänen Damen, Halunken, DJ`s, Serviererinnen, Matrosen, Folkloreköniginnen, Liebepaaren und Mischwesen. Etliche Gesichter verstecken sich in den Wirbeln der Pinselschwünge. Sie bilden die hoffnungsvolle Struktur, die das ganze weiterentwickeln kann.