Kulturarbeit

Die Wandzeichnung bei Kayo strengt mich immer mehr an, als würde sich irgendein Ungleichgewicht vergrößern. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht lange an einer solchen Fingerübung bleiben kann, ohne ernsthafter werden zu wollen. So ein unendlicher Spaß ist nicht so sehr meine Sache. Manchmal zieht mich auch das Gequatsche der alten, alkoholisierten Männer runter, die sich im Satz dreimal widersprechen, um wieder am Anfang anzugelangen. Dann wird es schwieriger, konzentriert und erfindungsreich zu bleiben. Aber die Leute dort sind meine Modelle.

Wieder wurde ich zu einer Arbeit im Kulturleben der Stadt eingeladen. Das zuständige Dezernat scheint nun die Prioritäten abzustecken. Wenn ich dabei eine Aufgabe bekomme, bei der ich meine Erfahrungen in die Waagschale werfen kann, sage ich gerne zu. Es soll um längerfristigere Zusammenarbeit zwischen Künstlern und benachteiligten Jugendlichen gehen. Da bin ich Experte. Mittel werden sowohl für die Jugendlichen, die Stipendiaten werden sollen, als auch für ihre Begleiter zur Verfügung gestellt.

Mit Noah verbrannte ich gestern etwa die Hälfte des getrockneten Gartenschnitts des vergangenen Sommers. Wir redeten lange über die Fragen, die uns gerade besonders interessieren. Am meisten beschäftigt ihn derzeit der US-Wahlkampf. Nicht schlecht für einen Sechzehnjährigen…

Ich lese in alten Tagebücher über die DDR-Zeit, wodurch es mir manchmal kalt den Rücken runter läuft.