„Kultur aufs Land“

Aus einem purpurnen Grundton steigen die Farben der Morgendämmerung dem Apricot entgegen, das eine seltene Winterfarbe ist. Im Farbrauschen ändern sich die Wellenlängen, machen Sprünge und überlagern sich mit der akustischen Gravitation. Die Visualisierung von Tönen trifft auf den Klang der Malereien oder der Webmuster, wie sie in einer Jahrhunderte alten Tradition überliefert sind. Kompositionen, die im Weltkulturenmuseum zu hören sind, bedienen sich dieser Strukturen, machen diese Überlieferungen hörbar.

Die Streuobstwiesen bei Hochstadt, sind die Grundlage für den Apfelwein, der dort produziert wird. Wie spazierten durch die Hanglagen, die der Sonne zugewandt waren. Vor einem der Bienenstöcke zog schon eines der Insekten seine kleinen verschlungenen Bahnen. So warm fing sich das Sonnenlicht an manchen Stellen und erzeugt eine Frühlingsahnung.

Werden wir uns einst an die guten Zeiten des kulturellen Austauschs erinnern, oder sind die lauten gegenwärtigen Äußerungen der Politiker, die der Landbevölkerung ohne internationale Vernetzung, den Verlierern der Globalisierung in unseren Breiten, nach dem Maul reden, nur eine vorübergehende Erscheinung?

In der DDR ging es irgendwann mal um die Nivellierung der kulturellen Unterschiede zwischen Stadt und Land. Das war ein Programm, dem die Kulturschaffenden folgen sollten: „Kultur aufs Land!“ hieß es. Die Mitglieder einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft sahen dann den „Faust“ im Kulturhaus. Sie skandierten mit Blick auf das Verhältnis von Faust zu Gretchen: „Heiraten soller se!“.