Die Prozesse, die zu den Liniengeflechten führen, aus denen Reliefs, Zeichnungen und Malereien bestehen, ziehen sich über viele Jahre hinweg. Im Rückzug auf diese Arbeit, entsteht ein stilles Werk. Bei näherem Hinschauen beginnt nun die Dichte zu blühen. Es ist als säße ich in einem der Gesträuche, die ich seit Wochen mit der Gartenschere forme. Es ist auch die Erinnerung an die Zeichnung „Gesträuch“, die ich vor vierzig Jahren vor einem kahlen Busch zwischen Waltershausen und Gotha anfertigte. Jetzt weiß ich, dass ich damals das Thema meines Lebens gefunden hatte.
Jetzt am Morgen nahm ich am kleinen runden Tisch hinter einem aufgeschichteten Gesträuch in der Morgensonne meines Gärtchens Platz. Vor mir liegt ein Tag, der noch keine Unterbrechungen bereithält. Ich kann mich dem Gesträuch widmen, das derzeit aus der Reinkarnation des Väterdoppelportraits besteht. Vor und nach einem Besuch gestern, zeichnete ich daran weiter und hoffe, das Blatt heute fertig zu bekommen. Erst dann glaube ich, mich auf die nächsten anstehenden Projekte konzentrieren zu können.
Am Kräutergarten schnitt ich die trockenen Pflanzenskelette vom vergangenen Jahr ab und schaffte so dem treibenden Grün der winterharten und mehrjährigen Kräuter mehr Licht. Eine zweite Weide setzte ich vor dem Atelier auf einen Spalt im Beton und hoffe, dass sie sich bald mit ihren Wurzeln in die Tiefe drängt.