Mit meinen Portraitmalereien bin ich nicht weiter gekommen. Sie stagnieren, weil mir derzeit ihre Notwendigkeit nicht klar ist. Ich lasse sie dennoch auf der Staffelei stehen, damit ich sie, falls es doch zu einem Impuls kommen sollte, weiter malen kann.
Hans Zitko hat eine Textsammlung geschrieben, die er unter dem Titel „Kunstwelt Mediale und systemische Konstellationen“ veröffentlichte. Täglich könnte ich darin einen kleinen Absatz lesen und ihn, ähnlich wie bei Aleida Assmann, direkt auf meine Arbeit beziehen. Heute zog ich das kleine, dicke Bändchen aus dem Regal und legte es auf den Zeichentisch.
Nehme ich seine Ausführungen über Verdrängungsprozesse bei der Produktion, als auch der Rezeption von Kunst und ihre Herkunft, so lande ich gleich in den Erinnerungswelten, mit denen ich mich seit Jahren nun schon beschäftige. Bildlich erscheinen Formen der Erinnerung, die beispielsweise aus der Auferstehung der ländlich- klösterlichen Stille und durch eine Konzentration im Rückzug entstehen. Daraus wachsen Reihen von Zeichnungen und Buchmalereien, die sich aufeinander beziehen, sich voneinander ernähren.
Im Kloster Gerode, in dem ich einen Teil meiner Kindheit verbracht habe, kannte ich fast jeden seiner profanen Kalksteine in den Mauern und im unregelmäßigen Pflaster, mit dem Wegstücke befestigt waren. Es gab aber auch das heilige Sandgestein, das in Gesimse und Figuren verwandelt war. Ich kann mich kaum an die Winter dort erinnern, umso intensiver aber an die sommerliche Wärme, die lange in den Steinen gespeichert blieb.