Ausdehnung

Montag. Garten, Sonne auf meinem Rücken, Blick auf die Eidechsen auf den dunklen Steinen unter der Acrylkuppel ihres Zentralbaus. Oben auf dem Dach, auf einer Ziegelscherbe, leuchtet die kleine Messingskulptur eines Krokodils, die wir in Indien gekauft haben, wodurch die mehrstöckige Anlage, aus verschiedenem Gestein, etwas von einem Echsenheiligtum bekommt.

Viele Freunde kamen gestern zu einem Grillabend unter dem Vordach neben dem Atelier. Die Gespräche drehten sich häufig um die Documenta 14 und was wir von ihr gelernt haben. Erstmalig war Franz dabei. Zu fortgeschrittener Stunde zeigte ich ihm die Väterarbeit, die ihm gut gefallen hat. Um meine Arbeit nicht zu beschädigen, sollte ich sie ab und zu jemandem zeigen und ein richtiges Maß dafür finden, meinte er etwas rätselhaft.

Die Zäsur eines Zwischenstadiums dieser Arbeit bilden die letzten mikrokosmischen Muster, die ich aus einer Vergrößerung des inkarnierten Doppelportraits herauszeichnete und auf Rolle 6 verdichtete. Sie werden bei näherem Hinsehen stärker, wie ich gestern beim Zeigen des Ausdehnungsprozesses dieses Universums spüren konnte. Eine eigene, persönliche Kosmologie nannte es Franz.

Bevor die Arbeit wieder unterbrochen wird, kommt es auf den Entschluss an, nun endlich mit dem Modellieren zu beginnen und alle Vorbereitungen dafür zu treffen. Erst dann kommt der entscheidende Schritt, mit dem das nächste Kapitel beginnt. Andere Entwicklungen finden mehr oder weniger kontinuierlich auf Rolle 6 statt.