Paradieskästen

Modellieren von Splittern und Scherben des Väterdoppelportraits als Erinnerungsmotor. Gestern bestand bis in den Abend diese zurückgezogene Konzentration. Dass ich in meinem offenen Rolltor sitze, täuscht. Der Freiraum hinter ihm und vor ihm ist gefüllt mit durcheinander wirbelnden Bildergeschichten, die manchmal auch bewegt zu sein scheinen. Loops aus den Sechzigern, mit dem eigenen mageren Körper in Schwarzweiß als Hauptdarsteller. Bunte Luftschaukeln in einer Bombenlücke zwischen den Häusern in Neukölln, wieder und wieder die Kaugummiautomaten, Paradieskästen, rot mit Klarsichtscheiben für den blick auf die Schätze in durchsichtigen Acrylkugeln. Das war ein großer Kontrast zu meinem normalen Leben in dem ehemaligen Kloster im Eichsfeld, zwischen den Insassen des Erziehungsheimes. Ich weiß nicht, ob es neben seinem Namen Gerode noch eine andere, sozialistisch begründete Bezeichnung hatte.

Über dem Mittelportal des Zellentraktes aber thronte Maria im Mantel und Mandrola.

Heute kommen meine neuen Schüler. Es bildeten sich bei den einzelnen Jugendlichen schon Materialvorlieben heraus, oder bevorzugte Themenschwerpunkte. Dem will ich heute Rechnung tragen und austesten, wie weit ich damit komme.

Zum Modellieren wird es heute nicht mehr reichen.