Die Zeitflächen, die ich für meine Arbeit benötige, müssen derzeit nicht mehr so geschlossen sein, sie können etwas ausfransen oder auch unterbrochen werden. Der kontinuierliche Fluss ist durch das tägliche Arbeitstagebuch seit Jahrzehnten gewährleistet.
Gestern zeichnete ich ein neues Doppelportrait aus den Rasterabbildungen meines Vaters im Alter von 16 und seines Vaters im Alter von 26 (?). Später wird noch mein Einschulungsportrait im Alter von 6 hinzukommen.
Neuerdings gibt es virtuelle Proben der Rasterüberlagerungen, die ich auf Normalpapier ausdrucke. Die erste Zeichnung von gestern, die ich oben in die Collage eingefügt habe, kam mir zu zerrissen vor. Mit den größeren Rasterpunkten wollte ich eigentlich mehr Geschlossenheit herstellen. Das gelang mir dann auch nach längerem Probieren mit einem Grafikprogramm. Das Ergebnis werde ich dann heute auf Transparentpapier zeichnen. Dort entfalten die strudelnden Tuschelinien ein Eigenleben, das besonders zutage tritt, wenn Licht hinter dem Blatt ist. Überlagerungen, die ich beim Zeichnen finde, sind mir lieber, als die Ergebnisse, die ich am Bildschirm erziele. Es ist ihnen mehr zuzutrauen.
Ich denke an die Aufnahmesessions zu den letzten zwei Alben von Bob Dylan, die mit alter analoger Technik und nur im Lifezusammenspiel in einem Studio entstanden. Aus diesem Paradox entstanden Neuschöpfungen des alten Materials aus dem „American Songbook“. Verinnerlicht und spannungsvoll heben sich diese sparsamen Bearbeitungen deutlich von den pompösen Swingorchesterversionen der Fünfziger- und Sechzigerjahre ab.