Es geht um die Durchlässigkeit biografischer Schichten. Die spontanen Strukturen der Zeichnungen, die unter den täglichen Buchmalereien liegen, unter den Verwischungen und Handballenabdrücken, kommen aus den Siebzigerjahren. Diese Bewegungen teilen immer noch den Seelenzustand mit, der vor vierzig Jahren für den Linienrhythmus verantwortlich war. Ich spüre den Bewegungsablauf aus dem Oberkörper über die Schulter bis in die Finger.
Ich habe Bahnsteige vor Augen, über die ich zu den häufigen Nibelungenproben des Schauspiels in die Probebühne 3 fuhr. Die dichten Bühnenzeichnungen und Aquarelle hatten eine Qualität, an die ich erst viel später wieder herankam. Jetzt lege ich diese über dreißig Jahre alten Blätter wieder auf den Zeichentisch. Es ist, als hörte ich die Stimmen und den Klang des Geflüsters zwischen den Vorhängen, das plötzliche Schweigen, das manchmal wie auf Kommando einsetzte. Alles rückten einem näher auf den Leib – Luft anhalten. Von heute auf morgen konnten Karrieren, Lebensentwürfe und Existenzformen beendet sein.
Wie viele Berichterstatter befanden sich zwischen den schwarzen Wänden der Probebühne 3, der tiefen Höhle im Gestein? Die gelegentlichen Wutausbrüche des Regisseurs waren das kleinere Übel.
Eintrag vom 10.02. 1984: „Dresden ist auch eine schmutzige Stadt.“