Im Buch von Aleida Assmann begegnet mir Durs Grünbein wieder. Wir waren 1983 Gäste von Wolfgang Engel, während seiner Proben zu „Nibelungen“ von Hebbel am Staatsschauspiel Dresden. Er lud gerne Künstler anderer Gattungen ein, weil das den Probenprozess belebte.
Grünbein erzählte mir damals von seinen Schriftwechseln mit den Berühmtheiten der literarischen Welt der DDR. Briefeschreiben – eine verschwundene Art des Gedankenaustauschs.
Nebenher entstand gestern oder vorgestern eine kleine Zeichnung mit Handballenabdrücken und roten Schwüngen auf einem Bogen Druckerpapier. Außerhalb der Bücher erscheint mir das Motiv reizvoll fremd.
Der Flugplatz von Bonames wurde vor seiner Renaturierung von amerikanischen Soldaten betrieben. An deren Stiefelsohlen sind Baumsamen eingewandert, die nun einen Wald gebildet haben. Die Pionierpflanzen dort sehen denen auf meinem Schotterfeld, aus dem ich eine Wiese gemacht habe, sehr ähnlich. Zwischen den aufgebrochenen Flugfeldplatten ist ein See mit Schilf entstanden. Ich erkannte den Ruf der Kraniche im Röhricht wieder, die uns vor ein paar Tagen in akustischen Formationen überflogen.
– Schreiben für die Toten, denn sie kommen als Nachwelt zurück, meint Herder. Ich zeichne meine Totenbücher für mich.