Eine geschwungene, etwas wellenförmige Verwischung innerhalb der gestrigen Buchmalereien, kam von dem veränderten Winkel, mit dem ich die Stellung der Hand über der Wasserfarbenmischung, zum Rand des Formates hin veränderte. Das mache ich öfter, damit am Ende der Wischbewegung ein senkrechter Abdruck des Handballens stehen bleibt. Lasse ich die Hand parallel zum Blattrand, so steht der Abdruck mit etwa -20° etwas schräg in meiner bewegten Landschaft. Aber ich möchte klare Bewegungen und eine geordnete Geschwindigkeit in all dem Schichtenwirrwarr. Dass aber bei der Wischbewegung eine Welle herauskommt, ist eher selten.
Während eines Osterspazierganges gestern ging das Gespräch um in uns aufsteigende Atmosphären, die aus Bilderinnerungen entstehen. Was geschieht aber mit der puren Existenz der Atmosphären ohne die Bilder. Bleibt sie abstrakt?
Umgekehrt erinnern wir uns in bestimmten Atmosphären an erlebte Bildsequenzen, die aus einem Dunkel erscheinen und wieder darin verschwinden. Die Szenen bekommen durch die Erinnerung und Wiederholung aus den scheinbaren Nichts heraus einen bedeutenderen Stellenwert.
Das Spiel von Glenn Gould ruft in mir die Erinnerung an meine Wiener Arbeitsklause im Oktober, November und Dezember 2007 hervor. Ich vergleiche die jetzige Situation am Zeichentisch mit der in der Freundgasse. Die Buchmalereien damals waren figürlich mit abstrakten Umgebungen. Auch die Farbigkeit ist mir nicht geheuer. Tief ins Papier gegrabene Linien durchkreuzen die Szenen. Oben habe ich das mit den gegenwärtigen Malereien gemischt.