Viele verschiedene Geschichten beeinflussen mein tägliches Arbeiten. Manchmal sind sie unterschwellig und sehr alt. Sie wirken eher im Verborgenen, sind oft mythologisiert und gehören zeitlich ferner Geschichte an. Je wichtiger solche Ereignisse oder Mythologien für eine Standortbestimmung in späteren Zeiten waren, umso sorgfältiger sind sie aufgehoben worden.
Solche Prozesse sind mir in meinem Arbeitsalltag nicht fern. Nun aber bin ich abermals durch einen Text von Jan Assmann aufgeweckt worden. Es geht um Moses und den Exodus als Revolution der alten Welt. Er betrifft mein „System“ scheinbar direkt, bestätigt und erweitert es.
Voraussetzungen, dass dieses Buch bei mir auf so fruchtbaren Boden fällt, sind drei andere Werke von ihm, die mit kulturellem Gedächtnis, mit der Mosaischen Unterscheidung und mit Moses dem Ägypter zutun haben. Sie begleiten mich seit vielen Jahren und unterstützen meine Arbeit durch Impulse, die nicht leicht zu erklären sind. Ich las gestern und unterbrach die Lektüre immer wieder, um schnell etwas zu zeichnen. Solche Bücher regen mich direkt zur Produktion an.
So nahm ich mir ein paar Blätter, zeichnete Varianten der vorübergleitenden Landschaft im Zugfenster und versah sie, noch feucht, mit Schelllackschwemmen der Synaptischen Kartierungen, die sie leicht verwischten. Es gesellten sich in schneller Arbeitsweise Ballettsaalgravitationen hinzu. Die Blätter hängen nun trocknend vor den Regalen und warten auf die Weiterarbeit, auf neue Schichten.