Die schwankende Vogelfütterkonstruktion füllte ich mit Sonnenblumenkindern, bevor der Westwind über die zwei neuen Seiten des Tagebuches fegt und die Malereien verwischte. Wieder habe ich mit der Holznadel begonnen, die weiß-papierene Fläche zu malträtieren. Kreisende Farbschichten stapeln sich zwischen die fortlaufenden Gravurschritte: Gelb, Grau, Karmin, Indigo und Schwarz am Ende. Aus den wolkigen, von den Linien meiner Hand durchzogenen Abdrücken, treten Figuren hervor – bauschende Kleider in der bewegten Luft. Alles dicht, keine Horizonte oder schwebend über einer imaginären Landschaft weit unten, durch die Perspektive unsichtbar.
Durch die Trocknungsränder der Wasserfarben, geben sich unbekannte Gegenstände zu erkennen. Möbelartiges geht in gewachsene Formen über. Sehr wenige Pigmentkörner verteilte ich mit der rechten Zeigefingerkuppe, die von Bild zu Bild sprang und morsend tastete, wo seismisches Geschehen hervorbrechen wird. Manches Korn, das zu laut auftrumpft wird mit einem linderndem Grau und Wasser zurückgepfiffen. Am Ende beginnen die Geschichten wie Erinnerungsfetzen aufzuleuchten und sich zu verbinden. Und wenn das Buch zusammengeklappt wird, verwirbelt alles und ordnet sich erst wieder, wenn es erneut aufgeschlagen wird.
Nach einem Materialeinkauf versiegelte ich die Kraftfeldform erneut mit Schellack. Nun habe ich auch wieder genügend Trennmittel, um die ganze Fläche damit zusätzlich zu versiegeln. Ich erwäge selber ein paar Frottagen von Teilen des Liniengeflechtes übereinander zu legen, um neue Figuren darin zu finden. Das wird der Ausgangspunkt für den Workshop morgen.