Banalisierung

Nach zwei hintereinander liegenden Theaterabenden, hatten wir gestern einen freien Sonntag. Spaziergang unter schnell wechselnder Bewölkung im frischen Westwind am Mainufer. Von dort aus unternahmen wir einen Abstecher zu der Baustelle, auf der westlich vom Dom ein Stück mittelalterlicher Altstadt rekonstruiert wird. Das reine Disneyland, das bald, wenn es fertig ist, ein einziger Kuckucksuhrenladen sein wird. Die Banalisierung der Alltagsumgebung kommt mir im Zusammenhang mit dem wachsenden Phänomen der Vereinfachung komplizierter Vorgänge, gefährlich vor.

Nach dem Spaziergang gingen wir ins Atelier, um etwas zu zeichnen, zu malen und zu schreiben. Oleander und Olivenbäume stehen schon wieder draußen. In der Nachmittagssonne unter der Acrylkuppel im Gärtchen sah ich die zweite Eidechse in diesem Jahr. Sie lag auf einem dunklen Stein und wärmte sich nach dem langen Winter.

Manchmal habe ich schon das Gefühl von einem Dasein mit weniger Arbeit. Das zunehmende Alter lehrt, Wichtiges besser zu erkennen. Dazu gehört der Spaß an den Buchmalereien, den Kunstschülern und den langfristigen Projekten.

Für die Raumausstatterlehrlinge bin ich eingeladen, einen fünftägigen Holzworkshop zu machen. Das stößt schon an eine Grenze, denn es hält mich von meiner Arbeit ab, ist auf eine Art anstrengend, der ich nicht mehr so gewachsen bin.