Biografieschichten

Auf der Straße vor meinem Atelier tanzt ein schwarzes Mädchen in rotem Nebel, den Jungs gezündet haben, die sie mit Kameras aufnehmen. Eine schwarze Hip Hop Gang, gut ausgerüstet. Als Kulisse dienen ihnen die halb zerstörten Baracken und die Graffitis darauf. Das alles soll aussehen wie ihr Werk und ihre Umgebung.

Mit meinen Schülern arbeitete ich weiter am Biografiestadtplan. Wir sprechen währenddessen über Filme, Musik und die Kunst der anderen. Die sehr neue Musik Joanas vergleichen wir mit den „Different Trains“ von Steve Reich, an die sie anknüpft.

Ein paar Blätter zum Scherbengericht sind entstanden mit den finsteren Tuscheseen, die sie nährend umgeben. Scherbe um Scherbe verschwindet und wartet in der Unterwelt auf den kommenden Aufstand.

Am Abend im Schauspiel traf ich Durs Grünbein. Ein Stück hatte in seiner Übersetzung Premiere. Wir erinnerten uns an unsere Begegnungen bei den Proben zu Nibelungen unter Wolfgang Engel 1983 und 84. Und nun forsche ich weiter in den Tagebüchern, entdecke vergessene Einzelheiten und bin verführt, Geschichten zu erfinden, die sich nicht zugetragen haben, als sei die Biografie ein Medium, durch das neue Geschichten erwachen. Die mimetischen Formen der Biografie – Stadtkartierung, die ich mit den Schülern mache funktionieren ähnlich. Formen orientieren sich aneinander und verändern langsam sich und die Erinnerungen.