Eine graue Zeit.
Es ist, als würde ihr Bleistaub von mir gewaschen, wenn ich mich mit dem Filmmaterial aus meiner Kindheit und Jugend beschäftige. Er sitzt tief und giftig in den Poren, dass die Reinigung schmerzt.
Gestern sah ich auf vielen kleinen Spulen Ausflüge, Verwandtenbesuche und Wintersport. Dabei die umhegten und gebietenden Großmütter. Jugendweihen, Hochzeiten und Geburtstage. Mein Cousin Christian hatte zur Jugendweihe meiner Cousine Heidi ein Plastikalbum zum Blättern mit Beatsingles dabei, die wir uns anschauten, bevor wir in einen roten Bus stiegen, in dessen Eingang wir wie John, Paul, George und Ringo posierten, um dann in das Haus des Abschnittsbevollmächtigten der Volkspolizei in Niedergrunstedt zum Feiern zu fahren. Ganz in der Nähe, in Gelmeroda, befindet sich die Kirche, die Lionel Feininger während seiner Bauhauszeit oft malte.
Mir fällt die Verschiedenheit meiner Großmütter auf. Mütterlicherseits gibt es einen Hang zur natürlichen Eleganz und zu Manieren. Eine Schneiderin, die wusste, was Mode ist, was einem steht, Hüte trug und sich in den Sechzigerjahren von ihrem Mann trennte.
Väterlicherseits geht es proletarischer zu. Man trägt Kopftuch im Thüringer Winterwald und zu großes Gebiss. Die Gesten meines Vaters, die des Narziss, der manchmal das alles abstreifen will und sich dabei selbst filmt.