Buchstabenstempel

Es begegnen sich ein beschlipster Mann in weißem Hemd, der seine Zigarette austritt, die Kippe aufhebt und zum Papierkorb trägt und eine Chinesin im ganz und gar europäischem Gang, den man als Stolzieren auf hohen Absätzen bezeichnen könnte. Das findet im lichtdurchfluteten Marktgeschehen des Morgens statt, welches von meiner Sichtseite als angenehm flirrend erscheint.

Während ich mit den Buchstabenstempeln letzte Korrekturen an den Transparentpapierformaten einrichtete, stellte ich eine Rückkopplung zum rhythmischen Gitarrenspiel des Nachmittags fest. Der kurze, sich mehrmals wiederholende Hall, der langsam leiser wird, korrespondiert mit den blasser werdenden Buchstabenreihen auf den bewegten Untergründen.

Außerdem schließt sich die Beschäftigung mit den Buchstaben, auf verschlungenen Wegen mit der Bildungsferne oder dem Verdammen „westlicher“ Bildung von radikal muslimischen Bewegungen kurz. Einzig der Koran kann dort Recht und Naturwissenschaft begründen.

Algorithmen, die unser Handeln voraussagen und Abweichungen als beobachtenswerte Anormalitäten registrieren könnten, beginnen unsere Hirne zu verändern. Der Fluchtinstinkt davor lässt Schwärme entstehen. Anonymität wird nur noch gewährleistet, wenn vorausgesagte Verhaltensweisen auch eintreffen.

Beide Wege der Machtausübung wollen lediglich mehr Einfluss im Weltgeschehen, wobei sich Territorien auf der einen Seite auflösen und mittelalterlichen Rückfällen dort ein Vakuum bieten. Die Mechanismen und ihre Folgen sind wiederum abzusehen: Amerikaner schicken Drohnen, Türken sind in ihrem Stolz verletzt, denn Öl wird immer noch gebraucht.