Copy-and-Paste-Methode

Das Verfahren, frühere Werke oder teile davon in die gegenwärtige Arbeit mit einzubeziehen, eine „Copy-and-Paste-Methode“, wende ich seit den Achtzigerjahren, als ich begann mit Computern und Paintprogrammen zu arbeiten, immer wieder an. Das kommt beim Zeichnen vor, aber auch in der Malerei. Ich kann mich noch an die Entdeckungen erinnern, die am Beginn dieser Phase standen, wie die Wiederholung und Vergrößerung von Motiven, deren Fragmentierung und Weiterverarbeitung  zu Arbeitsweisen führte, denen ich auch während Zeiten der Abwendung von der digitalen Technik treu geblieben bin. Heute ist die digitale Arbeit viel mehr Mittel zum Zweck und hat diesen Charakter des aus den Möglichkeiten Schöpfens etwas verloren. Man kann verschiedene Dinge, ausprobieren, die man sich vorher überlegt hat, wie zum Beispiel die Erinnerungsbilder auf die gesamte Oberfläche einer Pyramide zu bringen. Somit baue ich langsam die Entwicklungsstruktur von FRANKFURTER KRAFTFELD weiter aus. Es ist aber nicht so einfach, wie ich gedacht hatte.

Auf die „Copy-and-Paste-Methode“ kam ich nur, weil wir gestern in der Basilika von Kloster Eberbach die h-Moll Messe von Bach gehört haben. In diesem Spätwerk bedient sich der Meister ja verschiedener älterer Stücke, deren Material er später zu diesem Werk montierte. Auch die Aufführung hatte etwas Montagenhaftes. Sehr deutlich waren die Sätze voneinander getrennt, teilweise von kleinere Umbau- oder Stimmpausen gerahmt, was die Arbeitsweise, des sich über Jahrzehnte hinziehenden Prozesses auch widerspiegelt. Es gab sehr schöne leise Teile, in denen beispielsweise Singstimme, Cello und Querflöte miteinander musizierten. Dieselbe Messe sahen wir vor zwei Jahren auch in der Basilika. In meiner Erinnerung war sie strahlend, klar und präzise, soweit ich das beurteilen kann. Gestern hatten wir es mit einer weich geführten, gedämpften Variante zutun, zugunsten einer feinen Modulation des Zusammenspiels. Ich hatte das Gefühl einer plastisch gestalteten, modellierten Musik beizuwohnen.

Dazu kommt der Ton, den die architektonische Hülle anschlägt. Wir hatten die Gelegenheit von außen die Proben zu hören, die von den Fenstern und den Mauern aufgenommen und weitergeleitet worden sind. Im fleckigen Innerraum der Basilika dann, flogen zu fortgeschrittener Stunde die Fledermäuse ihre Bahnen. Der schönste Augenblick der Musik ist ihr Nachhall nach dem Ende im Raum.