Lothar Kittstein war vom Schauspiel Frankfurt beauftragt worden, ein Stück zu schreiben, das gestern unter dem Titel „Der weiße Wolf“ uraufgeführt wurde. Zwei Männer und eine Frau aus der Neonaziszene bilden ein Trio, in dem jeder etwa dieselben Spielanteile hat. Die Gruppe ist der bekannten NSU nachempfunden, die zehn Menschen aus rassistischen Gründen umgebracht hat. Man war in den Kammerspielen nahe dran, hätte sich in die emotionalen Verstrickungen der Figuren hineinversetzen können, wäre da nicht eine Inszenierung auf die Bühne gekommen, die das eher verhinderte. Dabei wäre die Gefährlichkeit der handelnden Personen nur dadurch zu steigern gewesen, indem man durch die Identifizierung mit ihnen, das eigene rassistische Potential erkennen könnte. Entsprechend wäre ein Denkprozess möglich geworden der über ein Erschrecken über sich selbst eingeführt würde. Aber leider wurde zu viel und gleichmäßig gebrüllt, dass einem das Trio von Anfang an fremd blieb.
Ich meine gar nicht, dass es dabei sozusagen um ein Lehrstück gehen sollte. Eher könnten Schichten des Unbewussten erweckt werden, die aus einem kollektiven Kriegstrauma der Deutschen auf die folgenden Generationen übertragen wurden. Vielleicht ist das Phänomen des Neonazismus ein Teil von versprengten Handlungsformen, die aus dem Stammhirn erwachsen. Der Osten wird als mythischer Raum angesprochen wobei man meint die Geschichten der Kriegsgenerationen auferstehen zu sehen in einem neu geschneiderten Kleid. Dejavu im Dejavu – das hatte ich doch kürzlich schon mal…