Durch zwei fürchterliche Gewitter fuhren wir vom Düsseldorfer Dylankonzert durch die Nacht zurück nach Hause. Nichts sollte uns aus der dramatischen Stimmung des Abends entlassen. Einzig die Rücklichter der vorausfahrenden Laster wiesen den Weg durch das Inferno.
Das alles passte zu der Verdichtung der gesteigerten Konzentration des Konzertereignisses. „Thunder On The Mountain“ wurde zwar nicht gespielt, dennoch wurde die Halle donnernd von dem alten Mann gefüllt. Kurz als dieser Odysseus auf der Bühne erschien, war ich gerührt von dem Moment. Da stand nun der Mann, der fast an jedem Tag der letzten Jahre eine Rolle gespielt hatte und bestätigte mir noch einmal: „Things Have Changed“. So, wie sich die vielen Schichten seiner Diskontinuitäten zu einem unverrückbaren Block zusammengeschmolzen haben, macht es Mut die eigene Arbeit in seiner Weise kontinuierlich fortzuführen. Rückgriffe auf alte Zeichnungen, die man in neue Gewänder der gegenwärtigen Zusammenhänge stellen kann bauen ihre eigene Strahlkraft aus. Die ganz alten Songs sind am stärksten verändert und finden auf diese Weise ihre besondere Wirkung. Es leuchtet dabei eine Freude auf, die an der Veränderung des alten Materials, die Spielfreude der ganzen Mannschaft auf der Bühne entzündet.
Und dann gibt es einen der seltenen Momente, wo Dylan einen kleinen Dialog zwischen seinem Keyboard und der Steelguitar von Donnie Heron zu einem freundlichen Seitenblick zu seinem Multiinstrumentalisten nutzt. Beide freuen sich da offenbar über die gelungene Auffindung von etwas, was sie in den Rhythmen ihrer Überlagerungen gesucht hatten. Der Raum des Abends war mit dem Konzentrat eines Lebenswerkes angefüllt. Deswegen fühlte sich jede musikalische Geste stimmig und unterstrich, dass man im Alter das Glück haben kann, weniger Fehler zu machen.