In einer Übersetzung von Durs Grünbein sahen wir gestern „Die Perser“ von Aischylos. Es war die dritte Inszenierung, die wir vom Regisseur Ulrich Rasche sahen. In allen Stücken sind rotierende Konstruktionen, auf denen in ständiger Bewegung gespielt wird, das zentrale und bestimmende Element. Im Rhythmus des Gehens wird gesprochen. Diesen Rhythmus gab vorgestern eine große Trommel vor, die während des gesamten Stückes, ausgenommen von wenigen kleinen Pausen, geschlagen wurde. Zwei rotierende Scheiben waren in Ringsegmente geteilt, die sich unabhängig voneinander in verschiedene Richtungen drehen konnten. Der hintere der beiden Kreise konnte noch von einer Hydraulik in eine Schräglage gefahren werden. Dadurch flexibilisierten sich die Raumsituationen. Mit dem durchgehend getrommelten Rhythmus steigerte sich eine Musik, die an Minimalmusik von Steve Reich oder Philip Glass erinnerte. Alles zusammen bündelte sich zu einem kompakten Furor, dem man sich kaum entziehen konnte. Der Konstruktivismus, die kollektiven Sprechbewegungen und der Ausdrucksgestus hatten faschistoide Anklänge. Sie gestalteten die Begeisterung für gemeinschaftliche Eroberung, für Krieg zum Nacherleben für die Zuschauer. Der Schmerz der Niederlage trifft das Individuum und soll das Erfahrungselement sein, das den kollektiven Lernprozess auslöst.
Dieses 2500 Jahre alte Stück erscheint modern, spiegelt die gegenwärtigen Gefahren in der jetzigen Welt wieder. Es kostete mich eine große Anstrengung, während der fast vier Stunden, Abstand zu halten, um beobachten zu können und nicht in den Strudel aus Licht, Bewegung und Sprachmusik zu geraten. Der Ästhetik gegenüber bleibe ich skeptisch.