Aus den Radionachrichten erfuhren wir gestern, dass Doris Lessing gestorben ist. Natürlich haben wir schon seit einiger Zeit mit einer solchen Nachricht gerechnet, wie man es tut wenn jemand vierundneunzig Jahre alt geworden ist. Nun ist die Welt ohne sie und die Erinnerungen an sie tauchen auf.
In Heidelberg haben wir uns kennen gelernt, als wir gemeinsam mit Philip Glass an der Oper „Die Ehen zwischen den Zonen drei, vier und fünf“ arbeiteten. Beide waren wochenlang da, arbeiteten am Libretto und an der Aufführung. Zwischen den Proben saßen wir manchmal im ersten Rang des Zuschauerraumes und sprachen über die Videos, für die ich zuständig war.
Auf der Wäschetruhe im Malsaal sitzend, in der wir irgendwelches Material lagerten, gab sie ein Fernsehinterview, das ich mit meiner eigenen Kamera auch von der Seite aufgenommen hatte. Irgendwo muss das Hi-8 Band noch rumliegen.
Als sie zur Eröffnung meiner Installation „Der Riss ist die Passage“ im Heidelberger Kunstverein nicht kommen konnte, schickte sie mir eine Karte, auf der Camille Pissarros Porträt von Cézanne abgebildet ist und entschuldigte sich höflich „…last day was so busy…“. So kam Philip Glass alleine und wir ließen uns von den Beamern beleuchten.
Vielleicht bekommen die Texte in B.`s großer Werkausgabe nun eine neue Aufmerksamkeit. Bei aller Trauer wäre das erfreulich.