Am Morgen des Heiligen Abends sitze ich etwas spät an meinem Tagebuch und blicke dabei in meinen Dschungel, den ich nachher noch wässern muss. Es herrscht ein schönes mildes Licht, wie von Goldstaub durchsetzt, dessen Farbe von den Transparentpapieren an den Scheiben herausgefiltert wird.
In der gestrigen Zeichnung, deren vorläufige Gestalt am Vormittag entstanden ist, finden sich die gestern beschriebene Linie aus der Serie von Zeichnungen zu „Medea Stimmen“ und mein Rasterselbstportrait als Kind zusammen. Die Spannung der Zeichnung rührt von verschiedenen Elementen her. Einerseits gibt es die spielerische, leichthin schwingende, freigestellte Linie in dem starren Fotoraster. Und außerdem steht das strenge, kontrastreiche Punktraster im Gegensatz zu dem Inhalt, das es zeigt, nämlich ein weiches, verlegen glühendes Kindergesicht.
Ich werde mich beim weiteren Durchblättern der Zeichnungen nach solchen Linien umschauen, die ich gerne verdichten würde, indem ich sie in andere inhaltliche und zeitliche Zusammenhänge stelle.
Heute kommen mir die Zeichnungen wieder stärker vor, als gestern. Nummer 63 ist beispielsweise eine ziemlich dichte, dynamische Komposition, bei der die aufscheinende Gegenständlichkeit von Figuren und eines Bäumchens auf der linken Seite nicht stören.