Die lang gestreckte Zeichnung einer Uferlandschaft mit Booten, einer flachen Insel und Eisschollen, platzierte ich neben die Doppelungen einer Wischzeichnung der letzten Tage. Der eigentliche Plan war, noch den Schelllackeinschluss eines gefundenen Pflanzenteils hinzuzufügen. Wenn ich jetzt aber auf das Format schaue, wie es vor mir mitten im Raum hängt, zweifle ich an der Addition des dritten Elementes. Die Gerollte Wischwiederholung und die Landschaft bilden eine Dualität, die durch die Doppelung des synaptischen Motivs zu einem Dreiklang wird. Diese Spannung würde durch den Fundstückeinschluss verloren gehen.
Die Landschaft alleine besitzt in ihrer dramatischen Menschenleere und ihrer gleichzeitigen stillen Ereignislosigkeit eine romantische Ausstrahlung. Das Geschiebe der Eisschollen, die Boote und die Uferlinien bleiben im Ungefähren, fordern das Hirn zu intensiver Vervollständigungsarbeit auf. Das alles erinnert an eine radierte, zweihundertfünfzig Jahre alte Naturbetrachtung.
Am Abend fand die Eröffnung der Ausstellung „108 Begegnungen“ im Museum für Angewandte Kunst statt. Endlich, nach vier vorausgegangenen Reden, war es dann soweit: ein Wiedersehen mit den Gestaltungen, die ich aus Indien, Thailand und Kambodscha kenne. Die Begegnung mit dem Hinduismus ist manchmal allzu deutlich und fremd. Aber ansonsten habe ich mich zwischen den Skulpturen und Malereien recht zuhause gefühlt. Meine Punktrasterzeichnungen begegnen, in ihren meditativen Herstellungsweisen, den Blicken der Buddhas. Das Einsiedlerleben im Atelier scheint den Einklang mit der Arbeit zu finden.