Durs Grünbein | Dekonstruktion von Erinnerung| Karlheinz Braun

Das Väterprojekt beginnt auch bei den „Landmarken“ eine Rolle zu spielen. Mit meinen Schülern ergänzte ich die durchgezeichneten Hochhauscluster mit Frottagen der Splitterstruktur der Reliefformen. So lösen sich die strengen Strukturen nach oben hin explosionsartig auf. Gleichzeitig bereiten sie den Boden für die Fliessbewegung der Tusche-Schellackmischungen, die durch das Zusammenrollen der Formate gepresst und in die Länge gezogen werden.

Das kaleidoskopische Stadtbild, das die sich spiegelnden Hochhausfassaden dem Blick aus dem 22. Stock der BHF Bank boten, vermochte Durs Grünbein bei der Lesung seines eigenen autobiografischen Erinnerungs-Kaleidoskops, nicht einzuschüchtern. Mitten in diesem Schimmern klang sein Bericht von der grauen Schäbigkeit Dresdens, in der seine Jugend unter inneren Bedrängnissen stattfand, wie eine Erinnerung aus ganz fernen Zeiten, die man nur von Hörensagen kennt.

Mich interessieren die Dekonstruktion von Erinnerung und ihre neue Zusammensetzung, aus deren Bild der Kern sichtbar wird.

Am Sonnabend, bei der Preisverleihung an Lola Arias, traf ich Karlheinz Braun und konnte ihm eine Weile zuhören, als er von seinen Buchprojekten erzählte, die Theater, Autoren und seiner Zusammenarbeit mit ihnen, gewidmet sind. Die Preisträgerin wurde für ihre spartenübergreifende Arbeit geehrt. Wir sahen einen Ausschnitt eines Filmes von Ihr, der auf der Berlinale gezeigt wurde. In ihm ging es um Kriegsveteranen aus dem Falklandkrieg. Ziemlich beeindruckende Persönlichkeit.