Für die Grundierung von 4 größeren Scherben habe ich mir viel Zeit genommen. Ein verdünntes Weiß trug ich in mehreren Schichten auf und wischte dann über die hoch stehenden Flächen, um die Helligkeit insbesondere in den Vertiefungen zu sammeln. Das kann man nur mit Pappmache machen, das zuvor mit Schellack gründlich abgesperrt wurde, sonst löst sich seine Oberfläche durch das Wasser auf. Schaue ich mir nun die Ergebnisse an, fällt mir besonders die handwerkliche Sorgfalt auf, die sich durch alle Arbeitsgänge zieht. Das beginnt mit dem Modellieren, geht über den Formenbau, das Abformen der Pappmacheexemplare und endet jetzt zunächst bei der vielschichtigen Grundierung.
Ich mache mir mit dieser Zeit der ruhigen Sorgfalt ein Geschenk.
Im Du Mont Kunst – Reiseführer lese ich über Ladakh. Es gibt an den Häusern kleinere Installationen, die böse Geister abhalten sollen. Sie bestehen aus geometrischen Wollfadengeflechten, Reisigbündeln und Figurinen, die die Personen darstellen, die geschützt werden sollen. Ich glaube in diesen gebundenen, modellierten und geflochtenen Zeichen, eine Verwandtschaft zu meinen Waldinstallationen und meinem Gärtchen am Atelier zu entdecken. Außerdem gibt es Anklänge in den derzeitigen Buchmalereien, die eine solche Stofflichkeit besitzen. Ich glaube auch in den Frottagen der Reliefformen, tibetische Landschaften zu entdecken.
Gestern sahen wir in den Kammerspielen ein Stück, das sich mit dem Thema gegenwärtiger Sklaverei beschäftigte. Eine Art Aufklärungs- oder Schultheater. Eine Übung in Demut, die unseren Sonntag nicht aufhellen konnte.