„Eine Familie“ von Tracy Letts in der Übersetzung von Anna Opel, wurde im Schauspiel Frankfurt von Oliver Reese inszeniert. Wir sahen gestern die Premiere, die zwischen zwei Zuschauertribünen stattfand. Depressive, aggressive Alltagsroutine mit großem zerstörerischem Potential. Aber kein Scherbengericht vermochte die gläserne Starre zu zersplittern, auch wenn viel Geschirr zu Bruch gegangen ist. Einzig der Song, den die tote Vaterfigur mit einer Countryband sang, verwies auf den fortlebenden Zwist, der seine Bestimmung in der Familienapokalypse finden wird. Sie kündigt sich schon in einer Verwandlung der Tochterfigur in das Bild der tablettenabhängigen Mutter an. Generationen tragen die Last der Schicksalsschläge ihrer Vorfahren immer weiter in die Zukunft.
Manchmal tragen mich Erwartungen ins Atelier. Sie kristallisieren sich bei mir in der Form, dass sie in den Buchmalereien zu sichtbaren Verflechtungen heranreifen. Die Kombination der verschiedenen Techniken des Umgangs mit den Wasserfarben, führt zu vagen Gefühlsfigurationen. Sie formulieren Konstruktionen schwebenden Glücks und begeben sich somit auf die Suche nach Schönheit.
Gestern allerdings kochte ich in Ruhe eine Gemüsesuppe für meine Schüler, mit denen ich dann einen recht ruhigen Ateliernachmittag verbrachte. Ich kam nicht zu meinem „Scherbengericht I“, aber vielleicht heute. Keine Verabredungen fürs Wochenende, eine gute Voraussetzung, in den Splittern weiter nach vergangenen Ereignissen zu suchen.