Eingedampfte Gegenwart

In empfindsam eingedampfter Gegenwart, bekommt jede Kleinigkeit ihre Bedeutung. Brocken getrockneter Farbreste liegen auf der Acrylplatte des Zeichentischs. Darunter befinden sich die zusammengesetzten Splitter der vier Scherbengerichte, mit denen ich das Doppelportrait der Väter zusammengesetzt hatte. Der Klang von tropfendem Wasser, mit dem ich das Gärtchen feucht halte, dringt an mein Ohr und eine der Wasserflächen vibriert konzentrisch. Das Insekt, das ich mit meiner Hand aus der Mitte heraushebe, will sich nicht von meiner Haut abschütteln lassen, mit der ich gerade Wasserfarbenmuster von einer zur anderen Buchmalerei übertragen habe. Das vom Wasser malträtierte Papier wirft Grate auf, die sich der nächsten Schraffur in den Weg stellen.

Wenn ich in dieser sinnlichen Situation beginne, die Werktagscollagen einzurichten und dabei die jüngsten Zeichnungen von Rolle 8 mit einbeziehe, kann es sein, dass ich, wenn ich mit dem ganzen Werktagebuch fertig bin, erst einmal eine Pause bei meinen Eidechsen im Gärtchen brauche.

Gründlich grundierte ich gestern das 5. Relief mit mehreren Schichten Weiß und Schellack. Das erweitert die Möglichkeiten für die Zeichnungen, denn mit der Tusche, die längere Zeit flüssig auf der Oberfläche steht, lassen sich Verläufe, Ausblühungen und Wolken kontrastreich zu den Splitterkanten der Reliefoberfläche inszenieren.