Erinnerung | Schauder

Am Morgen habe ich das Glück meiner Buchmalerei. Die Hautstrukturen meines Handballens verbinden sich mit den Farben. Diese Abdrücke enthalten unbekannte Informationen, die man sicherlich irgendwann entziffern kann. Die Erinnerungen, die von vergangenen Generationen in uns schlummern, teilen sich vielleicht schon über die Abbildungen meiner sich täglich verändernden Körperstruktur mit. Die Richtungen der Hautlinien wachsen schon in die Malereien, werden von den Stiften und Pinseln aufgenommen, manchmal verstärkt und manchmal weggewischt. Was teilt sich also mit?

Gestern sprach ich mit Franz Konter und Niklas Klotz. Es ging wieder um das Thema Erinnerung, um die Brühlsche Terrasse und um Erinnerungen, die wir selbst nicht erlebten, die aber bei uns gespeichert sind.

Mir kommt wieder meine unvollständige Stasiakte in den Sinn, die mir vor vielen Jahren zugeschickt wurde. Ich habe mich später nicht mehr um die fehlenden Aufzeichnungen gekümmert, obwohl ich innerlich mehrmals dazu Anlauf genommen hatte. Die Lektüre des Fragmentes schon lehrte mich das Schaudern. Entsprechend wächst der Respekt von den restlichen Enthüllungen.

Aber auch das ist ein Teil meiner Biografiearbeit, den ich noch tun will. Es ist als weite sich das Scherbengericht aus.