Erinnerungskonturen verwischen

Viel Licht gestern während eines Spaziergangs an Main. Im blendenden Gegenlicht und seiner Spiegelung im Fluss, waren die vielen Menschen, unterwegs, nur als Schattenrisse sichtbar.

Sprachschwall einer allein lebenden Bekannten bis die Beine im kalten Ostwind froren. Diese Spaziergänge sind nun etwas klein geratene Sonntagsvergnügen, weil sich immer mehr Arbeit in die Wochenenden drängt. Ich bremste das gestern ab. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, im Atelier an der Ausformung des Reliefs weiter zu arbeiten, legte mich aber anstatt dessen auf die Couch und schlief eine Dreiviertelstunde.

Vor mir liegen Zeichnungen und Texte, die ich vor neun Jahren gemacht habe. Ich beschrieb, wie heute das Tägliche. Damals quälte ich mich mit dem Frankenalleeprojekt.

Die Feuilletonkritik zu „Kleiner Mann – was nun?“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung besprach das Stück geradezu hymnisch. Wir kommen uns vor wie Menschen mit ihren gestrigen Ansichten, die der Zeitgeschmack überrollt hat. Jung, leicht und gefällig beeilt sich der Kulturbetrieb einen Massengeschmack zu bedienen, der zu einer anderen Generation zu gehören scheint.

Gestern hatte ich Schwarz-Weiß-Varianten meiner Polygonskulpturen vor Augen mit klar umrissen gezeichneten Figuren. Das widerspricht den Vorstellungen vom malerischen Herangehen. Beide Techniken könnten sich allerdings durchdringen. Vielleicht sollte ich mit dem Theoretisieren aufhören und endlich mit der Umsetzung beginnen!

Draußen fängt es an zu schneien. Die Konturen der Bilder, die mein Kopf immer wieder sehend und erinnernd zusammensetzt, werden durch ein Flirren etwas zerpflückt, verwischt und Erinnerung vergeht.