Extruder

In meinem Kopf verbindet eine extrudierte Skulptur den Grundriss des Palastes der Republik mit dem des zunächst gesprengten und dann wieder aufgebauten Stadtschlosses in Berlin. Der Strang beschreibt also die ab- und anschwellenden Pumpversuche, die vakuumisierten nationalen Identitätorte, wieder zu beleben. Wenn dann das Stadtschloss erneut abgerissen wird, um den Palast der Republik originalgetreu wieder aufzubauen, wie es in einer Vision von Judith Schalansky heißt, setzt sich das Ein- und Ausatmen fort, wie die serielle Anordnung der extrudierten Skulptur.

Robert Borgmann hat Becketts „Warten auf Godot“ im Schauspiel Frankfurt inszeniert. Mir war in der Premiere deutlich, wie der Regisseur von einer Kunstinstallation ausgeht. Sie wird von den Darstellern mit Text und Aktionen gefüllt und vervollständigt. Dieses Vorgehen erscheint schlüssig und das Ergebnis inspiriert mich. Das mag an meinem Alter liegen, denn in der Nachtkritik muss ich lesen, dass die „Generation 30 – sowieso“, anderes erwartete. Aus der Kritik geht aber nicht hervor, was.

In der Kunsthalle Schirn sahen wir die Ausstellung „König der Tiere“. Kolonialistische Dekorationsmalerei auf hohem handwerklichem Niveau. Der Löwe, stolz und heroisch abgebildet, ganz im Sinne der nationalen Herrenmenschenkultur. Ich weiß nicht, was das Zeug in der Kunsthalle zu suchen hat! Das Publikum erscheint in Raubtiermustern, Fransen und Wildleder, bildet leider keinen Kontrast zu den Werken.