Hotel zum Schwan in Dillenburg. Vor dem Fenster fahren wenige Autos über einen grob gepflasterten Platz mit Linden. Er ist von barocken Gebäuden umgeben, die Schieferdächer tragen und so etwas, wie die Stadtbibliothek beherbergen. Am westlichen Abschluss allerdings, befindet sich ein modernes Sparkassengebäude, das mit hellen Sandsteinplatten verkleidet ist. Nach Süden hin schließt sich eine Durchfahrt zu einem weiteren Platz an, der aber eher ein begrünter Kreisverkehr ist. In dessen Mitte steht ein finsterer Obelisk, der an seiner von hier aus nicht sichtbaren Seite bestimmt eine Bronzetafel zur Erinnerung an irgendetwas trägt. Dann aber fliegt der Blick gleich weiter in eine Landschaft, die von den blauen Hügeln begrenzt wird, die das Dilltal umschließen.
Wenn die Autobahnen nicht voll sind, genieße ich die Fahrten zwischen Frankfurt und Dillenburg. Immerhin geht es durch die weiter Wetteraulandschaften in den Westerwald hinein. Dort können Nebelbänke die Sicht auf die schwungvollen Landschaften verhüllen und schnell kann das Licht wechseln.
Morgen Abend trifft sich die Arbeitsgruppe, die sich mit dem Fremdarbeitergedenken befasst in meinem Atelier. Der Korpus einer Stele, die den Sehschlitz mit dem Acrylkristall beherbergt, kann aus Schichten bestehen, die aus verschiedenen Materialien übereinander liegen, wie am Rand einer archäologischen Ausgrabung. Eine gemauerte Abbruchziegelschicht, eine Schicht mit einem Sehschlitz und darüber vielleicht eine Betonschicht des Vergessens. Das alles existiert ziemlich deutlich in meiner Vorstellung, ist aber in noch keinem Entwurf visualisiert, was die Teilnahme anderer Menschen an diesem Nachdenken ermöglichen würde. Vielleicht könnte ich ein Modell aus Pappschichten herstellen. Das wäre eine Aufgabe für Morgen Nachmittag.