Fama

Sonntagmorgen im Atelier beginnt der Sommer. Das Zeichen dafür ist, dass alle frostempfindlichen Pflanzen draußen im Gärtchen sind. Im Atelier bildet sich so mehr Raum.

Der Tempel der Fama ist auf einem Eisblock erbaut, lese ich bei Aleida Assmann. Auf seiner Südseite sind die eingemeißelten Ruhmestaten schon abgeschmolzen und machen Platz für neue erinnerungswürdige Nachrichten. Der Ort ist einer ohrenbetäubenden Stimmengewirrs und keiner Wahrheit verpflichtet.

Hand in Hand ging ich elfjährig mit meinem Bruder ein paar abgemessene Schritte vor meinen Eltern in die todlangweiligen Sonntagsspaziergänge. Das patriarchale Familiensystem ließ keinen Protest zu. Ich hatte keine Wünsche zu haben in meinen geputzten Schuhen.

Zeichnungen vom Freitag liegen noch auf meinem Tisch, wie auch eine Dreiecksgitterkonstruktion. Noah will sich ein Objekt mit fortlaufenden ornamentalen Zeichnungen schaffen. Hierfür umriss er die Figuren einer Fotografie – eine Umarmungsszene. Für die Fertigstellung benötigt er noch eine Portion Konzentration und Zeit.