In meinen zwei Jahre alten Aufzeichnungen las ich über Versteinerungen und Farben als Gegensatz. Die Farben sollten mit helfen, aus einer Starre heraus zu finden. Jetzt schaue ich auf die zarten Übergänge in den Verwischungen der täglichen Buchmalereien und finde dort ein Gegenmittel gegen die Härte übereinander gepresster Schichten der Seelengeologie.
Draußen treiben die Birkensamen im Nordostwind über den Beton und bilden Inseln von gebranntem Ocker. Es ist als würde Sand herangeweht, der die alten Industriestrukturen langsam zudecken wird. Alles, was von den Bäumen auf mein Gärtchen herab fällt ist mit willkommen als weiche Humusschicht für meine Pflanzen. Es blüht immer noch in kalten Wind. Die kletternden Petunien und die Kapuzinerkresse strahlen mit Sommerfarben vor dem kalten Himmelsgrau.
Zum Scherbengericht III zeichnete ich die Splitter mit den Nummern 123, 126 und 129 auf kleine quadratische Einzelblätter mit einer Kantenlänge von 16,5 cm. Eine Größe die meinem Wunsch nach einfacher Handhabung entgegen kommt. Die ersten beiden Reihen von Scherben habe ich noch nicht auf Einzelblätter gezeichnet und frage mich, ob ich das noch machen soll.
Auf dem Zeichentisch liegt ein wenige Zentimeter großes Stück Zinklochband, das ein Mal gefaltet ist. Ein handliches Stück Punktraster, das sich vielleicht für Frottagen eignet. Ich könnte es auseinanderfalten. Je länger ich es anschaue, umso wertvoller kommt es mir vor.