Während eines kleinen Gewitterregens habe ich am Ateliertisch eine Arbeit fortgesetzt, die ich schon vor ein paar Monaten begonnen hatte. Es handelt sich dabei um eine Figurensequenz zweier zerklüfteter Gestalten, die vor vielleicht fünf, sechs Jahren auf einer der großen Transparentpapierrollen entstanden sind. Ich generierte sie damals aus den Tagebuchzeichnungen die noch gegenständlich waren, mit Figurenfragmenten und Gegenständen spielten. Eines ging ins Andere über. Auf Transparentpapier veränderte sich das Ganze natürlich, Umrisse mussten gefunden werden wo sich die Zeichnungen eher im Unbestimmten verloren. So entstanden größere Gruppen von Figuren, von denen ich einige dann für einen Workshop einzeln herauszeichnete. Sie dienten mir in den letzten Monaten als Material für die Figurensequenzen.
Ich bin erstaunt, wie sicher ich Siegfried Idyll im Wald identifiziert hatte. Nachdem ich nun drei Viertel des „Rings“ gesehen habe, kommt mir die Bezeichnung des Ortes noch richtiger vor. Die Bühnenhandlung, von der ich nicht viel wusste, nur das Orchesterstück gehört hatte, bestätigt meine Interpretation der Musik. Sowohl das Naive, Heldenhafte als auch der erotische Aspekt des Beischlafes mit Brünhilde trifft im Wald auf eine Weiterführung des Gedankens. Sein gewaltsamer Tod, als auch die erotische Verbindung finden im Graben den der Tornado-Kampfjet in die Flanke des Kleinen Feldberges geschlagen hat ihre Entsprechung. Morgen Abend schließt sich der Ring mit der „Götterdämmerung“. Ich muss mir noch mal das Ringmotiv im Zusammenhang mit meinen Rollbildern genauer vor Augen führen. Wiederholungen mit leichten Veränderungen und zunehmender Verdichtung.
Die Räume verschiedener Arbeitsbereiche fangen an in meinem Kopf zu korrespondieren. Am ehesten verbinden sich der ehemalige Mauerstreifen in Berlin und der Hang emotional miteinander, indem sie im direkten Kontrapunkt stehen. Am Hang kann ich mich flexibel ausweiten und den Weg beliebig vergrößern. Der Mauerstreifen ruft gegenteilige Wirkungen hervor. Er erinnert mich an meine Ohnmacht. Immerhin aber trotzte ich dem Grenzregime, dem ich mich ihm als Soldat entzog. Der Palast der Republik, zu dessen Bau ich anstatt an die Grenze abkommandiert wurde, symbolisiert somit für mich den Beginn meiner Grenzüberschreitung.